Lässt sich Aneignung und „Selbermachen“ hochskalieren? Neubauten für 10 Millionen Menschen in 12 Jahren: Wie das geht, zeigt das Kölner Büro BeL auf der aktuellen Biennale in Venedig. Dabei setzen die Architekten auf eine Kombination aus effizienten Großstrukturen und 50% Selbstbau, auf citynahen Neubau statt Obergrenzen Panik.
Michael Klein (Wien): "Wenn heute Strategien gegen die Wohnungskrise entwickelt – und bisweilen vorschnell als utopisch abgetan – werden, bleibt ausgeblendet, dass die Geschichte eine Reihe durchaus erfolgreicher Strategien zur Begegnung der Wohnungsfrage kennt: etwa das Programm des Gemeindebaus im Roten Wien der 1920er Jahre. Noch weniger bekannt sind die informellen und selbstorganisierten Anfänge dieses Programms – die Wiener Siedler*innenbewegung. "
Obwohl es immer mehr interessante soziale und kulturelle Einzelprojekte gibt, wird die Chance auf eine Wohnung für die ärmere Hälfte der Bevölkerung immer schlechter. Zeit, das System dahinter in den Focus zu nehmen, zu analysieren – und zu ändern. Zeit, dickere Bretter zu bohren: Mietgesetzgebung, Wohnbaupolitik, Förderinstrumente.
Miete essen Seele auf erzählt die Geschichte des Protests der Mietergemeinschaft Kotti & Co in Berlin-Kreuzberg, der im Mai 2012 mit der Errichtung des Protesthauses Gecekondu (Türkisch für »über Nacht erbaut«) auf einem öffentlichen Platz seine erste sichtbare Manifestation fand. Was darauf folgt, ist nicht nur ein vehementes Einfordern des Rechts auf Stadt und damit ein Kampf gegen Verdrängung und Rassismus auf dem Wohnungsmarkt. Angelika Levis Film dokumentiert nämlich ebenfalls die vielfältigen Annäherungen, Begegnungen und letztlich auch neu entstandenen Freundschaften der heterogenen Bevölkerung des Kottbusser Tors.